Victor-Welzer-Platz 1

A-9020 Klagenfurt a.W.

Spaziergang nach Welzenegg

Spaziergang nach Welzenegg

Spaziergang nach Welzenegg

Essay von Herbert Strutz
Schriftsteller und Journalist
Kärntner Volksblatt, 1959

Des weiteren kann man einem Bericht über Welzenegg noch entnehmen, daß „das edle und im Lande begüterte Geschlecht der Welzer von Eberstein, welches sich sowohl im Rathe als im Felde auszeichnete und die Ämter als Landeshauptleute, Burggrafen und Landesverweser bekleidete, gegen Ende des 17. Jahrhunderts im Mannesstamme erlosch“, woraum das Schloß in den Besitz der Grafen und späteren Fürsten von Rosenberg überging. In meiner Jugend wohnte noch ein Nachfahre dieses Fürstengeschlechtes im Schloß, ein übrigens nicht nur vollendeter Kavalier, sondern auch ein ungemein leutseliger Mann, dessen Popularität noch zunahm, als er eines Tages die mundrescheste „Gemüße- und Obst-Standlerin“ vom alten Platz, die als schlagfertiges Klagenfurt Original bekannte und beliebte „Ratsch-Thresl“, im zweispännigen “ Zeugl“ spazierenführte: Eine Szene, die – falls mich meine Erinnerung nicht trügt – sogar gefilmt wurde.

Ich entsinne mich aber auch, daß mich als Kind stets eine seltsame Scheu befiel, wenn uns auf unserem Weg nach Welzenegg der Rosenbergsche Herrschaftswagen begegnete. Der Kies spritzte von den Rädern, die Schimmel schnaubten und tanzten mit gesträubten Mähnen, wahrhaft „fürstlich“ von dem Mann auf Kutschbock mit straffen Zügeln gelenkt. Ich starrte ihn wie eine Erscheinung aus einer anderen Welt an. Daß er, der mich der Fürst dünkte, gar nicht der Fürst war, erfuhr ich erst viel später. Die Kindheit, nun… sie war eben ein Fliegen der Gedanken, ein Fliegen mitten in die selige Bläue hinein wie mit der Paukerschen Schaukel.
Daran mußte ich jetzt denken, wenn ich nach Welzenegg spaziere. Fast bangt mir vor irgendwelchen Veränderungen, während ich von der Völkermarkter Straße in die Rosenbergstraße einbiege. Doch dann ist die Brücke über die Glan da, hölzern und schmal wie anno dazumal, und eine zweite, die den alten „Mühlgang“ übersetzt und den Fahrweg allmählich osthin biegt, einer baumbestandenen Wiese zu, hinter der sich massiv das Schloß türmt: Ein düsterer, als ansehnliches Wasserschloß geplanter Renaissancebau, dessen Tor über zwei Wappen eine Inschrift mit den Namen des Erbauers, seiner Frau und der Jahreszahl 1573 trägt. Und dann ist alles wie ehemals und wirkt ernst mit den strengen Gittern vor den oft mehrmals gekuppelten Fenstern des ersten Geschosses, mit den mächtig an die massiven Wände gepflanzten vier Ecktürmen, mit den von etlichen Doppelsäulen getragenen Steinterrassen, die den braocken Zubau der Gartenfront mit dem alten Mauergeviert verbinden.

 

 

Des weiteren kann man einem Bericht über Welzenegg noch entnehmen, daß „das edle und im Lande begüterte Geschlecht der Welzer von Eberstein, welches sich sowohl im Rathe als im Felde auszeichnete und die Ämter als Landeshauptleute, Burggrafen und Landesverweser bekleidete, gegen Ende des 17. Jahrhunderts im Mannesstamme erlosch“, woraum das Schloß in den Besitz der Grafen und späteren Fürsten von Rosenberg überging. In meiner Jugend wohnte noch ein Nachfahre dieses Fürstengeschlechtes im Schloß, ein übrigens nicht nur vollendeter Kavalier, sondern auch ein ungemein leutseliger Mann, dessen Popularität noch zunahm, als er eines Tages die mundrescheste „Gemüße- und Obst-Standlerin“ vom alten Platz, die als schlagfertiges Klagenfurt Original bekannte und beliebte „Ratsch-Thresl“, im zweispännigen “ Zeugl“ spazierenführte: Eine Szene, die – falls mich meine Erinnerung nicht trügt – sogar gefilmt wurde.

Ich entsinne mich aber auch, daß mich als Kind stets eine seltsame Scheu befiel, wenn uns auf unserem Weg nach Welzenegg der Rosenbergsche Herrschaftswagen begegnete. Der Kies spritzte von den Rädern, die Schimmel schnaubten und tanzten mit gesträubten Mähnen, wahrhaft „fürstlich“ von dem Mann auf Kutschbock mit straffen Zügeln gelenkt. Ich starrte ihn wie eine Erscheinung aus einer anderen Welt an. Daß er, der mich der Fürst dünkte, gar nicht der Fürst war, erfuhr ich erst viel später. Die Kindheit, nun… sie war eben ein Fliegen der Gedanken, ein Fliegen mitten in die selige Bläue hinein wie mit der Paukerschen Schaukel.
Daran mußte ich jetzt denken, wenn ich nach Welzenegg spaziere. Fast bangt mir vor irgendwelchen Veränderungen, während ich von der Völkermarkter Straße in die Rosenbergstraße einbiege. Doch dann ist die Brücke über die Glan da, hölzern und schmal wie anno dazumal, und eine zweite, die den alten „Mühlgang“ übersetzt und den Fahrweg allmählich osthin biegt, einer baumbestandenen Wiese zu, hinter der sich massiv das Schloß türmt: Ein düsterer, als ansehnliches Wasserschloß geplanter Renaissancebau, dessen Tor über zwei Wappen eine Inschrift mit den Namen des Erbauers, seiner Frau und der Jahreszahl 1573 trägt. Und dann ist alles wie ehemals und wirkt ernst mit den strengen Gittern vor den oft mehrmals gekuppelten Fenstern des ersten Geschosses, mit den mächtig an die massiven Wände gepflanzten vier Ecktürmen, mit den von etlichen Doppelsäulen getragenen Steinterrassen, die den barocken Zubau der Gartenfront mit dem alten Mauergeviert verbinden.